Der Ort, wo du stehst, ist heiliges Land. (Exod. 3, 5.)
In freudiger und gehobener Stimmung war gewiß der Prophet Malachias, als das allervollkommenste und reinste Opfer, das Opfer des Neuen Bundes, seinem prophetischen Blicke sich darstellte und der Herr durch seinen Mund verkündete: "Vom Aufgange der Sonne bis zum Untergange wird mein Name groß werden unter den Völkern, und an allen Orten wird meinem Namen geopfert und ein reines Opfer dargebracht werden; denn groß wird mein Name werden unter den Völkern, spricht der Herr der Heerscharen." (Malch. 1. 11.)
Wie freudig muß unser Herz gestimmt sein, da wir das, was der Prophet als zukünftig verkündete, in Wirklichkeit besitzen! Das hohe, ehrfurchtgebietende Opfer unserer Altäre, das heilige Meßopfer, ist ja unzweifelhaft jenes Opfer, welches der Prophet als zukünftig geschaut hat, und welches jetzt tatsächlich auf dem ganzen Erdenrund als das reinste und einzig wahre Opfer Gott dem Allerhöchsten zur Verherrlichung seines Namens und zum Heile der Menschen dargebracht wird. Die heilige Messe ist das immerwährende Opfer des Neuen Bundes, in welchem sich Jesus Christus unter den Gestalten des Brotes und Weines seinem himmlischen Vater unblutigerweise aufopfert.
Opfer hat es immer gegeben. Warum? Weil das Opfer ganz in der Natur des Menschen begründet ist. Durch äußere sichtbare Gaben, welche zum Zeichen der Hingabe an Gott zerstört oder verändert werden, will der Mensch bekennen, daß er mit Leib und Seele Gott angehöre und daß er ihn als seinen höchsten Herrn anerkenne. Kann es etwas Vernünftigeres geben? Ist es nicht der vernünftigen Natur des Menschen ganz angemessen, daß er dem höchsten Wesen, durch welches alles besteht und dem der Mensch alles zu verdanken hat, durch äußerliche Gaben, d. h. durch Opfer, die schuldige Anbetung und Dankbarkeit bezeuge? Das Geschöpf muß dem Schöpfer huldigen.
Der Heide sogar fühlt sich gedrungen, die Gottheit durch Opfer zu ehren. Obwohl die Heiden in der Erkenntnis Gottes irrten, falsche Gottheiten verehrten, so irrten sie doch nicht in der Überzeugung, daß der Mensch schuldig sei, Gott Opfer darzubringen. Der vernünftige Mensch kann leicht erkennen, daß er nicht sein eigener Herr ist. Obwohl er über viele Dinge seine Herrschaft ausübt, so muß er doch anerkennen, daß er von einem höchsten Wesen abhängig ist, welches alle Schicksale leitet, und daß er verpflichtet ist, diesem höchsten Wesen einen möglichst vollkommenen Dienst zu erweisen.
Aus der heiligen Geschichte ist ersichtlich, daß das religiöse Bedürfnis, dem Herrn des Himmels und der Erde Opfer darzubringen, von Anfang an innerlich gefühlt und äußerlich kundgegeben wurde. Schon Abel brachte Gott Opfer dar aus den Erstlingen seiner Herde und Kain opferte von den Früchten des Feldes. Als Noe aus der Arche getreten, baute er dem Herrn einen Altar und brachte ein Dankopfer dar. Und die Heilige Schrift fügt bei, daß der Herr dieses Opfer wohlgefällig angesehen habe. Später wurden den Juden die Opfer und die Art und Weise zu opfern duch das Mosaische Gesetz auf das genaueste vorgeschrieben. Es gab blutige und unblutige Opfer. Die blutigen Opfer waren Vorbilder des blutigen Opfertodes Jesu Christi; die unblutigen Opfer waren ein Hinweis auf das heilige Meßopfer.
Begriff vom Opfer des Neuen Bundes
Wenn ein Opfer darin besteht, daß man eine wertvolle Sache freiwillig an Gott hingibt und zum Zeichen der Hingabe verändert oder vernichtet, so paßt dieser Begriff am vollkommensten auf das Opfer des Neuen Bundes. dieses Opfer ist Jesus Christus. Sein Fleisch und Blut, seine mit der Gottheit zu einer Person vereinigte Menschheit, ist die unendlich kostbare Gabe, welche am Stamme des Kreuzes dem himmlischen Vater dargebracht wurde. Vollbracht wurde das Opfer durch den Tod, indem die Seele des Gottmenschen vom Leibe sich trennte. Und damit das welterlösende Opfer im Verlaufe der Jahrhunderte nicht der Vergessenheit anheimfalle, hat der Heiland angeordnet, daß dasselbe in unblutiger und geheimnisvoller Weise immer erneuert werde in der heiligen Messe. Beim Abendmahle, am Tage vor seinem Leiden, hat Er Brot und Wein in sein heiliges Fleisch und Blut verwandelt und sich so unblutigerweise dem himmlischen Vater geopfert, wie Er am Tage darauf blutigerweise sich opferte. Dabei hat Er den Aposteln und deren gesetzlichen Nachfolgern befohlen, das gleiche zu tun, indem Er verordnete: "Tut dies zu meinem Andenken."
Das Opfer unserer Altäre ist mithin das gleiche Opfer wie das Opfer am Kreuze. Auf Golgotha war Christus Opfer und Priester zugleich; auch in der heiligen Messe ist Er zugleich Opfer und Priester. Er bringt in der heiligen Messe sich selbst dem himmlischen Vater zum Opfer dar, wie am heiligen Kreuze, der opfernde Priester ist nur sein Diener. Weil der Priester am Altare nicht in eigener Person handelt, sondern in der Person Jesu Christi, so sagt er auch bei der heiligen Wandlung nicht: "Das ist der Leib Christi", sondern er sagt im Namen und im Auftrage des Heilandes: "Das ist mein Leib." "Das ist der Kelch meines Blutes usw."
Warum soll das Opfer auf Golgatha nach dem Willen Gottes durch alle Zeiten bis ans Ende unblutigerweise erneuert werden? Das am heiligen Kreuze vollbrachte Opfer hat ja unendlichen Wert und ist allein hinreichend, um Millionen von Welten zu erlösen. Das ist wahr. Aber gerade dieses unendlich verdienstvolle Opfer wollte Jesus als Gemeingut für alle Menschen in seiner Kirche hinterlegen. In der heiligen Messe soll sich erfüllen das Wort des ewigen Vaters zu seinem Sohne: "Du bist Priester auf ewig nach der Weise Melchisedechs." (Ps. 109.) Brot und Wein hat Melchisedech Gott geopfert und Christus ist wahrhaft Priester ewiglich nach der Weise Melchisedechs, indem er im eucharistischen Opfer, unter den Gestalten von Brot und Wein, sein blutiges Opfer durch die Jahrhunderte unblutiger Weise fortsetzt. Jeder einzelne soll gläubig und aus freiem Willen zu diesem unerschöpflichen Schatze von Gnaden hinzutreten, um sich zu bereichern. Alle sollen schöpfen in Reue und Demut, in Liebe und Vertrauen. Jesus kommt allen entgegen und trägt die unendlichen Verdienste des Erlösungstodes, auf seinen verklärten, göttlichen Händen und bietet sie uns an. Das Opfer am Kreuze ist der Baum des Lebens, an dem himmlische Früchte reifen; die heilige Messe aber ist die goldene Schale, in welcher diese Früchte uns dargereicht werden. An diesen himmlischen Früchten sollen alle sich laben und den Hunger der Seele stillen.
Aus: P. Plazidus Banz, Gold, Edelsteine und Perlen - Die Zeremonien und Gebete bei der heiligen Messe, 1910
Sieh dazu auch: Des ehrw. Pater Martin von Cochem Erklärung des Heiligen Meßopfers
Donnerstag, 31. Mai 2007
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