Montag, 15. Oktober 2007

Gebet um die Erlangung der christlichen Tugenden - von Papst Klemens XI. (um 1717)

Was, wie, weil Gott willO mein Gott, ich glaube an Dich, stärke meinen Glauben; ich hoffe auf Dich, befestige meine Hoffnung; ich liebe Dich, vermehre meine Liebe; es reut mich, dass ich jemals gesündigt habe, vermehre meine Reue.
Ich bete Dich an als meinen ersten Anfang und Ursprung, ich verlange nach Dir als meinem letzten Ziel und Ende, ich danke Dir als meinem ewigen Wohltäter; ich rufe Dich an als meinen gnädigen Beschirmer. Mein Gott, leite mich durch Deine Weisheit, regiere mich durch Deine Gerechtigkeit, tröste mich durch Deine Barmherzigkeit, beschütze mich durch Deine Allmacht.
Ich opfere Dir auf alle meine Gedanken, Worte, Werke und Leiden, auf dass ich immer an dich denke, von Dir rede, nach Deinem Wohlgefallen handle und für Dich leide. Ich will, o Herr, alles was Du willst, weil Du es willst, wie Du es willst, wann und wo du es willst. Ich bitte Dich, erleuchte meinen Verstand, entzünde meinen Willen, reinige mein Herz und heilige meine Seele. Lass mich nicht vom Stolze angesteckt, von Schmeichelei eingenommen, von der Welt getäuscht und vom Satan überlistet werden. Verleihe mir die Gnade, mein Gedächtnis zu läutern, meine Zunge zu zügeln, meine Augen zu hüten und alle meine Sinne zu bewachen.
Mein Gott, stärke mich, dass ich meine begangenen Sünden beweine, die künftigen Versuchungen überwinde, meine bösen Neigungen unterdrücke und jegliche Tugend ausübe. Verleihe mir Liebe zu Dir, Hass gegen meine Fehler, Seeleneifer für den Nächsten und Verachtung der Welt, lass mich eingedenk sein, o Jesus, dass ich meinen Oberen Gehorsam, meinen Feinden Liebe, meinen Freunden Treue und meinen Untergebenen Nachsicht schuldig bin.
Hilf mir, o Gott, dass ich die Hoffart durch Demut, die Sinnlichkeit durch Abtötung, den Geiz durch Freigebigkeit, den Zorn durch Sanftmut, die Trägheit durch Hingebung überwinde. Mein Gott, mache mich vorsichtig bei Unternehmungen, beherzt in Gefahren, geduldig in Widerwärtigkeiten und demütig im Wohlergehen. Möge ich nie unterlassen, bei meinem Tun und Leiden eine gute Meinung zu machen, aufmerksam beim Gebete, mäßig bei den Mahlzeiten, gewissenhaft in den Berufsgeschäften und standhaft in meinen guten Vorsätzen zu sein.
Gib, o Herr, dass ich mich sorgfältig bemühe, immer ein gutes Gewissen, ein sittsames Betragen, einen erbaulichen Umgang und ein wohlgeordnetes Benehmen zu haben; dass ich mir unaufhörlich angelegen sein lasse, meine böse Natur zu bezähmen, mit Deiner Gnade mitzuwirken, die Gebote zu halten und nur für mein Heil zu wirken. Mein Gott, lass mich erkennen die Nichtigkeit der irdischen Dinge, den hohen Wert des Himmels, die Kürze der Zeit, die Länge der Ewigkeit, die Bosheit der Sünde und die Größe Deiner Liebe. Gib, dass ich mich auf den Tod vorbereite, Dein Gericht fürchte, der Hölle entgehe und endlich den Himmel erlange durch die Verdienste unseres Herrn Jesus Christus.

"Dieses Gebet, welches alles umfaßt, was dem Menschen zur Erlangung des ewigen Heiles notwendig ist, bildet für Papst Klemens XI. ein Denkmal, das Erz und Marmor überdauern wird."
(Entnommen dem Werk "Geschichte der Päpste" von Ludwig Freiherr von Pastor, 15. Band, SS 387f)

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